Luttum
- Unser Dorf im Herzen von Niedersachsen -


Der folgende Text ist aus der Dorfchronik entnommen.



Flugzeugabsturz am 13. Mai 1971                                                       Dorfchronik S. 77f.

 


Am Donnerstag, den 13. Mai 1971, startete der 45-jährige holländische Oberstleutnant Wilhelm Pieter Vogelaar mit dem Düsenjäger vom Typ F5 „Freedomfighter“ von der Fliegerbasis Twente bei Enschede zu einem Übungsflug in Richtung Bundesrepublik Deutschland.

 

Beim Tiefflug streifte der Düsenjäger in der Gemarkung Luttum eine der stählernen Haltetrossen des Fernsehturmes. Dabei wurde die rechte Tragfläche des Flugzeuges abgerissen. Die schwer beschädigte Maschine fing sofort Feuer und raste Sekunden später auf den Ortskern von Luttum zu. Der Pilot hatte sich mit dem Schleudersitz aus dem Flugzeug herauskatapultiert und durchschlug das Stalldach von der Hofstelle Nr. 11. Er war sofort tot.

 

Zur Zeit des Absturzes gegen 14.40 Uhr saßen Elsbeth Rosebrock und Erika Blome auf dem Freisitz vor Rosebrocks Haustür. Elsbeth Rosebrock schälte gerade Spargel, als sie das Flugzeug ankommen sah – ein sich drehender Feuerball. Dann knallte es auch schon. Im Wohnhaus befand sich die Tochter Edith Rosebrock (Otten), die gerade Hausaufgaben machte. Durch den Aufprall der Maschine wackelte das ganze Haus. Edith lief erschrocken zum Fenster, um zu sehen, was passiert sein könnte. Elsbeth und Erika standen an der Gartenpforte und schauten zum Stalldach hinüber. Ein Bild der Verwüstung bot sich ihnen.

 

Es waren zwei Löcher von der Straßenseite aus gesehen im Stalldach, eins durch den Piloten und eins durch den Schleudersitz. Der Pilot und der Schleudersitz blieben auf dem Stallboden liegen. Die Dachpfannen auf der Rückseite des Daches wurden durch den Druck abgedeckt. Das Flugzeug war durch einen Freiraum zwischen dem Wohnhaus und Stall hindurch geflogen.

 

Dann rasierte das Flugzeug den kleineren Kastanienbaum im Hof ab, der direkt neben dem Schuppen von Claußens steht. Dadurch wurde das Flugzeug heruntergezogen und schlug vor dem Wohnhaus Gutjahr in den Boden, wo jetzt ein Gänsestall von Willi Quast aufgestellt wurde. Es kam zu einer Explosion, und die Einzelteile des Flugzeugs wirbelten durch die Luft. Beim Aufprall lief Benzin aus, und die Erde stand in Flammen. Das Triebwerk landete auf dem Flur in Wohnhaus Gutjahr und fing sofort Feuer. Die Bewohner retteten sich durchs Fenster. Im Haus befanden sich zu dem Zeitpunkt Opa Karl Gutjahr, Oma Grete Gutjahr (inzwischen beide verstorben), Karl und Inge Gutjahr und Andreas Willenbokel (Enkel von Karl und Inge, Sohn von Roswitha Willenbokel, geb. Gutjahr). Der Opa war schon sehr gebrechlich, schaffte es aber dennoch, aus dem Fenster zu kommen.

 

Weitere Teile des Flugzeugs flogen über das Wohnhaus von Hartmut Helmke in den angrenzenden Stall, der dann ebenfalls Feuer fing. Im Wohnhaus Helmke schlief der Opa Hermann (inzwischen verstorben) in einem Zimmer zur Seite nach Gutjahr. Henning Helmke (Sohn von Hartmut Helmke) war immer um das Haus gelaufen und bei Opa ins Schlafzimmerfenster eingestiegen. Er war gerade wieder eingestiegen als der Absturz geschah.

 

Anwohner alarmierten sofort die Feuerwehr. Die Brände konnten rasch gelöscht werden dank des Einsatzes der Nachbarwehren aus Hohenaverbergen, Eitze und Verden.

 

Friedhelm Rosebrock war zur Zeit des Absturzes mit dem Auto in Eitze unterwegs. Als er nach Hause fahren wollte, war Luttum bereits rundherum abgesperrt. Die Bundeswehr, Feuerwehr, Polizei und Technisches Hilfswerk waren in Luttum eingesetzt. Im Haus Rosebrock war die Tür zur Diele abgesperrt. Der Boden, auf dem der Pilot lag, wurde ständig bewacht.

 

Die einzelnen Flugzeugteile wurden sofort aufgesucht. Die Absperrung war solange vorhanden, bis alle einzelnen Teile gefunden waren. Der Pilot wurde am nächsten Tag von der holländischen Einheit abgeholt. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.



zurück