Luttum
- Unser Dorf im Herzen von Niedersachsen -

Der folgende Text ist aus der Dorfchronik entnommen.



Wasser- und Bodenverband Hohenaverbergen und Luttumer Marsch

                                                                                                      Dorfchronik S. 136-139


Seit dem Jahre 1954 kam es immer häufiger zu Überflutungen der Aller. Zwar war Hochwasser in der Winterzeit nicht ganz unerwünscht, da die fruchtbaren Schwemmteile aus dem Leinetal einen Düngereffekt hatten, trotzdem richteten die Frühjahrs- und Sommerhochwasser immer Schaden an. Heuernten wurden vernichtet und die Folge war, dass Winterfutter für das Vieh zugekauft werden musste. Das Gebiet der Hohenaverberger und Luttumer Marsch konnte ausschließlich als Wiese und Weide genutzt werden. Ebenso waren die wasserwirtschaft-lichen Verhältnisse völlig unbefriedigend. Wegen fehlender oder mangelhafter Vorflutgräben konnte das ausgeuferte Wasser nach dem Fallen des Wasserstandes der Aller nicht schnell genug von den Flächen ablaufen. Die landwirtschaftliche Nutzung wurde immer unrentabler.

 

Am 22. Juni 1961 fasste der niedersächsische Landtag unter dem Eindruck der immer wiederkehrenden Hochwasserkatastrophen die Entschließung, im Flussgebiet der Aller, Leine und Oker wasserbauliche Maßnahmen durchzuführen. Damit war der „Aller-Leine-Oker-Plan“ geboren. Der Plan sah eine Rückhaltung des Hochwassers durch Talsperren und Rückhalte-becken an der Oker und Leine vor, weiter die Vergrößerung der Abflussprofile in den Mittel-läufen der Oker, Leine und Aller sowie die Erhöhung und Verstärkung der Hochwasserdeiche. Für schutzwürdige, zusammenhängende größere Flächen, so wie sie auf der rechten Allerseite im Raum Otersen und Hohenaverbergen/ Luttum zu finden sind, sollten Sommerpolder geschaffen werden.

 

Diese Sommerpolder entstehen durch Deiche, die ringförmig geführt, ein vor Sommerhoch-wasser geschütztes Gebiet schaffen. Dies bedeutete, dass solche Flächen vor allem sicherer landwirtschaftlich genutzt werden konnten.

 

Nun wurde es erforderlich, einen Verband zu gründen. Denn die Behörden brauchten einen Ansprechpartner. Bereits im August 1961 fanden Vorgespräche in Bezug auf die Gründung eines Wasser- und Bodenverbandes zwischen dem Kreisbaurat Lewandowsky und den Bürgermeistern von Luttum, Wilhelm Meyer, und Hohenaverbergen, Ernst Heemsoth, statt. Im Sommer 1962 wurde das Teilnehmerverzeichnis aufgestellt und die Unterlagen für die Verbandsgründung wurden dem Regierungspräsidenten in Stade vorgelegt.

 

Am 6. Februar 1963 fand die Gründungsversammlung des „Wasser- und Bodenverbandes Hohenaverbergen und Luttumer Marsch“ im Gasthaus Drommelbeck in Hohenaverbergen statt. Geladen waren alle Besitzer, deren Flächen im Verbandsgebiet lagen. Darunter waren auch Mitglieder aus Armsen, Neddenaverbergen, Kirchlinteln sowie den Gemeinden, die heute zur Stadt Verden gehören, wie Borstel, Eitze und Scharnhorst. Sie besaßen Flächen in den Luttumer Wiesen.

 

Das Verbandsgebiet umfasst das gesamte Marschgebiet Hohenaverbergen-Luttum unter Einschluss der Exklave Gemarkung Barnstedt oberhalb der Mündung des alten Drommelbecks in die Aller und hat eine Größe von rund 480 Hektar. Das Gebiet wird im Westen von der Aller und im Osten von den Geesthängen begrenzt und reicht im Norden bis an die Ortslage Eitze, während im Süden die Lehrde die Grenze zum Nachbarverband „Untere Lehrde und Vethbach“ in Otersen bildet.

 

Zum ersten Verbandsvorsteher wurde Georg Heemsoth aus Hohenaverbergen gewählt, sein Stellvertreter war Hermann Hoops aus Luttum. Heemsoth legte 1973 sein Amt nieder. Seit dem 22. November 1973 ist Hans Kaese, Hohenaverbergen, Verbandsvorsteher.

 

Nach Gründung des Verbandes konnte damit begonnen werden, die größte Fläche des Verbandsgebietes durch Sommerdeiche gegen Hochwasser in der Vegetationszeit zu schützen. Dafür wurden beträchtliche Mittel aus dem Aller-Leine-Oker-Generalplan bereitgestellt.

 

1968 wurde mit den Baumaßnahmen begonnen. Zunächst wurde parallel der Verbandsgrenze am Lehrdeufer ein Rückstaudeich von rund 2,5 km Länge von der Lehrdemündung bis zum Geestrand angelegt. Hierdurch wird verhindert, dass bei Hochwasser der Aller die Lehrde durch das eingesaute Allerwasser über die Ufer tritt und das Verbandsgebiet von Süden überschwemmt. Anschließend wurde die Westseite durch einen rund 3,4 km langen Sommerdeich bis zum Geestrand in Höhe der Ortslage Luttum gegen Sommerhochwasser der Aller geschützt. Dieser Deich erhielt eine Kronenbreite von 2,00 m und eine Böschungsneigung von 1:7 nach binnen wie auch nach außen. Durch diese flachen Böschungsneigungen kann der Deichkörper bei normalen Wasserständen als Grünland genutzt werden.

 

Mit den letzten Arbeiten am Allerdeich im Jahre 1972 wurde dann der Deichschutz für den Polder vervollständigt. Die Bodenentnahme für den Allerdeich sowie für die Verwallung am Drommelbeck erfolgte aus dem Grundstück am heutigen Osterfeuerplatz. Besitzer war die Landwirtin Ilse Bartholomäus in Luttum.

 

Durch den Deichbau wurde die Entwässerung der Flächen zur Aller hin unterbrochen, sodass es notwendig wurde, für den Polder ein Entwässerungssystem zu schaffen. Als neuer Hauptvorfluter durchzieht der Marschgraben mit einer Länge von rund 2,1 km das Verbandsgebiet von Südosten bis Nordwesten. Als Nebenvorfluter wurden noch rund 4,0 km Gräben ausgebaut. Die Gräben sind so tief angelegt, dass alle Flächen des Poldergebietes gedränt werden können.

 

Der Drommelbeck, der das Verbandsgebiet in N-S-Richtung durchzog, wurde ebenfalls verlegt. Für den Drommelbeck wurde daher etwa 200 m nach Eintritt in das Verbandsgebiet ein neuer Bachlauf ausgebaut. Dieser wurde außerhalb des Poldergebietes parallel des Geestrandes in O-W-Richtung auf eine Länge von rund 2,1 km bis zur Aller geführt und mit einem Rückstaudeich ausgestattet. Diese Verlegung war notwendig, um das einströmende Fremdwasser aus der Geest nicht in den Polder gelangen zu lassen, sondern gleich in die Aller abzuleiten. Zur Vermeidung großer Unterhaltungskosten am neuen Drommelbeck wurde unmittelbar nach Eintritt des Drommelbecks in das Verbandsgebiet ein Sandfang mit zwei Kaskadensohlabstützen eingebaut.

 

Im Jahre 1972 wurde im Bereich der Luttumer Wiesen an der Aller mit dem Bau eines Schöpfwerkes begonnen. Nach Abschluss der letzten technischen Arbeiten konnte es 1974 in Betrieb genommen werden. Durch dieses Schöpfwerk kann der Wasserstand im ausgebauten Grabensystem auf einer gewollten Höhe gehalten werden. Das Schöpfwerk ist mit zwei „Köster Propellerpumpen“ von je 500 Liter Leistung pro Sekunde ausgerüstet. Eine Schwimmerschaltung schaltet die Pumpen auf vorher festgelegte Wasserstände automatisch ein und aus.

 

Außerdem wurden Wirtschaftswege und Brücken im Poldergebiet gebaut.

 

Dank des Polders können die Landwirte ihre Flächen im Bereich der Luttumer Wiesen und in der Hohner Marsch wesentlich intensiver als früher nutzen. Flächen konnten umgebrochen werden, sodass neben Weidenutzung auch hier Ackerbau möglich wurde.

 

Die Sommerhochwasser werden durch die Deiche völlig vom Polder zurückgehalten. Schutz vor Winterhochwassern bieten die Deiche allerdings nicht. So wurde der Polder in den Jahren 1981, 1987 und 1994 überflutet. Das Wasser richtete jedes Mal erheblichen Schaden an.

 

Am 30. Januar 1995 schlossen sich der „Wasser- und Bodenverband Hohenaverbergen und Luttumer Marsch“ und der „Drommelbeckverband Armsen“ zu einem Verband zusammen. Der stetige Rückgang der noch wirtschaftenden Landwirte hatte dazu geführt, dass einige gewählte Verbandsorgane in beiden Verbänden tätig sein mussten.

 

Der vereinigte Verband wird jetzt unter dem Namen „Wasser- und Bodenverband Hohenaverbergen-Luttum-Armsen“ geführt.



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